Die Vordereifel 

Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901 

Römische Villen bei Burg Zievel und Schloß Ringsheim - Funde bei Kalkar - Römergräber bei Flamersheim 

Nordöstlich der Burg Zievel wurden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Grundmauern einer großen römischen Villa mit Hypokausten (Wasserheizungsanstalt) aufgedeckt. Ein gleicher Fund, jedoch von noch größerem Umfänge, wurde bei Schloß Ringsheim 1885 gemacht. Eine Menge römischer Münzen wurden dabei zu Tage gefördert. Bei Kalkar, Stotzheim und Kirchheim sind häufig Funde von Resten römischen Mauerwerks, Ziegeln und Gefäßscherben gemacht worden. Bei Niederkastenholz hat ebenfalls die Villa eines reichen Römers gestanden. Der dortige Laurentius = Brunnen mag dieselbe wohl mit Wasser versehen haben. Er liegt unterhalb der Kirche und schließt eine äußerst erfrischende (Quelle, die dem Kalkgebirge entspringt, ein. Der Brunnen ist nur einige Fuß tief, hat aber innerhalb der Gußmauer, die aus einem sehr festen Mörtel und zerschlagenen Kalksteinen besteht, einen Durchmesser von acht Fuß. Ein gemauerter Kanal, der in nördlicher Richtung verlief, hat mit dem Brunnen in Verbindung gestanden. Der Zugang zu dem Brunnen ist östlich, die nördliche Umfassungsmauer aber durchsetzte augenscheinlich die jetzige Straße, die nach Norden auf die Flamersheimer Straße führt, und pflanzte sich bis in den Hofraum des zur Rechten gelegenen Eckhauses fort.

Daß die Römer auch die Bodenschätze unserer Gegend, wie besonders deren Kalkreichtum sich nutzbar gemacht, beweisen die in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei Iversheim und Kalkar gemachten Funde. Zwischen Iversheim und Arloff ist auf dem erhöhten Ufer der Erft eine ziemlich ausgedehnte bauliche Anlage aufgefunden worden, welche mit dem Flusse parallel läuft. Dieselbe besteht aus vier ofenartigen Kesseln, einem sehr verschiedentlichen, höchst rohem Mauerwerk, welches eine Reihe turmartiger Gehäuse und Nischen mit vorgelegten Gängen nach der Erft hin bildet. Diese Öfen wurden nur bis auf eine Tiefe von etwa 7 Fuß ausgegraben, ohne den Boden zu finden. In denselben lagen unter Kalkschutt und Erde sowohl fünf größere römische Inschriftsteine, als auch rote Tonfliesen und Töpfe von Ton. Bei einem dieser Öfen, der auch innerlich von Rauch geschwärzt war, wurde noch ein Kanal unter der Chaussee nach der Erft hin gefunden. Außer den Inschriftsteinen förderte man bei den Ausgrabungen auch Knochen, eiserne Geräte sowie Kupfer- und Silbermünzen zu Tage. Die Öfen sind römischen, wenn auch spätrömischen Ursprungs. Sie dienten zur Bereitung und Aufbewahrung von Kalk. Man könnte den Bau mit den Öfen der heutigen Pfannenbäcker vergleichen. Schon im Jahre 1838 entdeckte man ebenfalls unterhalb Iversheim nahe der Erft einen ähnlichen Ofen. In demselben fand sich die merkwürdige Inschrift des Legaten der 1. Min. Legion. Die Inschrift erwähnt einen Ziegelofen (furnus arvalis), dessen Bau von den Zenturionen Petronius Aquila besorgt wurde. Das Bonner Museum besitzt von Iversheimer Funden die Inschriftsteine, einen Ziegelstein und einen Terra = sigillata = Teller, beide mit Inschriften.

Der Ort Kalkar ist nach den Kalköfen benannt, welche die Römer dort für den Bau des Kanals, aber auch für andere bauliche Zwecke errichtet hatten. Funde von Resten römischen Mauerwerks Ziegeln und Gefäßscherben sind in den Feldern bei Kalkar häufig gemacht, worden.

In Flamersheim besaßen die Römer eine Begräbnisstätte. 1845 wurden Römergräber hinter den Gärten der Vikarie und Apotheke gefunden, und 1863 fand Herr Julius Bemberg unmittelbar neben der Burg solche Gräber. Die Asche der verbrannten Leichen befinde sich in runden, glatt bearbeiteten Steingefäßen, die durch Deckel geschlossen waren. Dabei lagen große, meist einhenkelige Gefäße aus ins Grünliche spiegelndem irisierendem Glas. Nur eines von ihnen hatte die Form einer Amphora mit zwei kräftigen Doppelhenkeln. Außer Knochenüberresten fand sich in und bei den Glasgefäßen durchweg Goldschmuck vor, meist Ringe von einfacher Form, aber auch eine zierliche Halskette mit Gliedern von durchbrochener Arbeit, ein Ring mit einer Gemme und einer griechischen Inschrift, ein silbernes Fläschchen, mehrere Lampen aus Bronze, darunter eine mit sehr feiner Dekoration, Bernsteinwürfel und Münzen des Domitian und Trajan.

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