Eine Höhle und ein unterirdischer Gang

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Ausschnitt aus dem Sagensammelband

"Im Dunkel der Nacht" Sagen und andere "merkwürdige" und unheimliche Geschichten aus Bad Münstereifel und Umgebung, gesammelt von Sophie Lange. Aachen 2001

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Text von Wilhelm Röhrig. Manuskript von ca. 1955. Archiv: J. M. Ohlert, Bad Münstereifel

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Bei Arloff/Kirspenich, am Wege nach Kirchheim, ist auf der Höhe eines kleinen Hügels eine Öffnung. Sie war früher, wie die Sage wissen will, der Eingang zu einer Höhle, in der Zwerge hausten. Diese Zwerge hatten in langer, mühseliger Arbeit einen unterirdischen Gang von ihrer Höhle bis in den Keller des Klosters Schweinheim gegraben. Steht man auf dem Damm der Steinbachtalsperre, so sieht man die Gebäude des ehemaligen Klosters Schweinheim nicht weit davon unten im Tal des Steinbaches liegen.

Der unterirdische Gang führte eine Stunde lang unter der Erde und endete verborgen hinter einem großen Weinfass. Nachts, wenn im Kloster alles schlief, schlichen die Zwerge mit ihren Laternen durch den Gang in den Klosterkeller. Unter den dort lagernden Vorräten wählten sie nun nach Herzenslust aus. Aus den Bütten holten sie Fleisch, von den Haken an den Wänden langten sie Schinken und Würste und von den Gestellen nahmen sie Kuchen und Brote. Dann füllten sie ihre Kannen und Krüge mit süßem Wein. Alles wurde in die Höhle gebracht und dort verzehrt. So lebten die Zwerge sorgenlos, herrlich und in Freuden.

Doch eines Tages gewahrte man im Klosterkeller bei Aufräumungsarbeiten den versteckten Gang. Nun konnte man sich auch das Verschwinden der Vorräte erklären. Der Gang wurde schleunigst zugemauert, so dass das kleine Völkchen keinen Einlass mehr fand. Die Zwerge gerieten darob in große Not. Deshalb sind sie später in eine andere Gegend ausgewandert.

Die Leute, die an dem Zwergloch, dem früheren Höhleneingang vorbeikommen, werfen stets einen Stein in die Öffnung, wodurch die Höhle heute fast ausgefüllt ist.

Auf dem Sommerhäuschen der bei Weingarten gelegenen Hardtburg sah man vor langer Zeit eine buntbemalte Figur, das Bild eines Zwerges.

Literatur:

Wilhelm Röhrig: Heimatsagen, Nr. 9: Das Zwergloch von Kirspenich, Manuskript von ca. 1955, Archiv J. M. Ohlert
Joseph Pesch: Das Zwergloch bei Kirspenich. In: Die Vordereifel. Euskirchen 1901, Reprint Bad Münstereifel 1992, Seite 80
Lehrer Hohn: Das Zwergloch von Kirspenich. In: Münstereifeler Zeitung vom 19.2.1927

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