Mit dem Ende der Editionen der historischen Seiten bei woenge.de trat die Frage auf, ob es in Weingarten einst ein Keltendorf gegeben hat. Einzelheiten hierzu stehen in der Einleitung. Die Erarbeitung eines vermuteten Grundrisses eines solchen Keltendorfes erbrachte viele Möglichkeiten und Erkenntnisse, bisweilen drohten Widersprüche und Fehlinterpretationen die Studie zum Scheitern zu bringen. Ab Mitte Februar ruht das Projekt bisweilen, da einige Fakten fehlten und falsche Schlüsse gezogen wurden.

Es ist noch nicht sicher, welche Umbauten es beispielsweise auf dem Gelände des heutigen Brauhauses gegeben hat. Nach neuesten Erkenntnissen muß die Brauhauswiese einst tiefer gelegen haben. Insbesondere das Höhennieveau des Mersbaches an der Spilles-Schmiede lassen vermuten, daß von diesem Level, der nur gering über dem Erftspiegel liegt, eine stetig ansteigende Wiese zur Franken- oder Keltenzeit bis zur Pfarrwiese wohl 3 Meter Steigung hatte.

Fraglich scheint der Verlauf der Vorgängerbauten des Brauhaussaales Anfang des 18. Jahrhunderts. Daß die Gebäude- und Grundstückszuordnungen im Bereich des Brauhauses und Schlösseranwesens mehrfach geändert wurden und so unsymetrisch und schief verliefen, erscheint rätselhaft. Im Zusammenhang mit den Recherchen sagte mir einmal ein Historiker: Da wo beispielsweise ein Grundstücksverlauf plötzlich schräg und nicht gerade erscheint, dafür muß es einen Grund geben. So muß es einen Grund dafür geben, daß auch der Kapitelshof nicht rechtwinklig an der Straße steht.

So zeigt die Rückseite des Stalles und der Scheune des Brauhausanwesens einen eigenartigen Grundrißverlauf, der irgendwie begründet werden muß. Der zum Pfarrhaus hin verlaufend grün eingezeichnete ehemalige Fußpfad nach Rheder, der durchaus 1800 Jahre alt sein könnte, läßt sich damit begründen, daß er höher gelegen, dem Kirchgänger einen trockenen Weg auch bei Hochwasser und Regen geboten hat. Links von ihm weg (auf der Karte nach unten hin) lagen fruchtbare Gärten, in der Römerzeit vielleicht Weingärten oder es lagen dort Obstwiesen. Noch 1960 existierten dort mehrere Obstbäume.

Eine Anfüllung des Geländes hinter dem Brauhaus-Saal, ein ehemaliger möglicher Verlauf des Mersbaches und eine Ausrichtung des Dorfes in fast gleicher Richtung der Villa Rustice würde mehrere Antworten zur Entstehungsgeschichte von Wingarden bringen.

Es muß davon ausgegangen werden, daß schon zur Frankenzeit die ersten Veränderungen am keltisch-römischen Vorgängerort stattgefunden haben. Kelten und Römer hatten gerade Straßen und bauten in rechteckigen Grenzen ihre Städt und Dörfer. Wingarden dürfte im dargestellten rechteckig angelegten Bereich gelegen haben.

Der vermutete ehemalige Verlauf entlang des Zaunes vom Pfarrgarten in Richtung Schützenschießstand gesehen. Das größere Foto zeigt die Lage vom gegenüberliegenden Fotopunkt aus.

Die Karte von 1829 ist im Bereich des Brauhauses und seiner Wiesen bis zum Pfarrhaus hin unmaßstäblich und falsch. Wo ungefähr das „G“ von Weingarten steht, verläuft der Mersbach plötzlich schräg nach unten rechts weg. Dies sieht in der Karte aus, als würde dies hinter dem Pfarrgarten, der viel zu groß eingezeichnet wurde, sein. In Wirklichkeit knickt der Mersbach jedoch erst im Bereich des Schlössergartens zur Pfaffenhardt hin weg.

Am 17. Februar 2002 fand eine Begehung des Mersbachbereiches zwischen Schlössergrundstück und Pfaffenhardt statt.

Foto rechts unten: Im Hintergrund ist zwischen den Stämmen der Brauhaussaal zu sehen.

Wo sich der Baumstumpf befindet, liegt die Mersbachau etwa 20 bis 40 cm tiefer als der links angrenzende Pfarrgarten bzw. das Schlösseranwesen

Die höher gelegenen Bäume markieren die vermutete ehemalige Grenze zum Schlösseranwesen. Sie stehen teilweise auf dem ehemaligen Mersbach, beziehungsweise direkt daneben.

Von dieser Stelle aus etwa 8 Meter nach rechts verläuft der heutige Mersbach bereits schon auf 60 cm tieferem Niveau.
Würde man sich den ehemaligen Verlauf des Mersbaches entlang des Brauhaus-Saales denken, so wäre er bei geradem Verlauf etwa in Mitte des ehemaligen Café Plüisch/Schneider verlaufen.

Eine Vermessung (2.3.2002) der Tiefe des Mersbaches ergab ab Bordstein an der Spilles-Schmiede 2,35m, auf der gegenüberliegenden Seite 2,25 m.

Geht man davon aus, daß das Höhenniveau dieser Bäume plateaugleich mit der Brauhauswiese liegt, so müßte die Brauhauswiese bei Errichtung des Saales bereits angehoben worden sein. Beim Straßenbau und Bau des Schießstandes in den 60er Jahren fanden noch einmal Nivellierungsarbeiten hier statt.


Alles in allem ergaben die Ermittlungen etwa 3 Meter Höhenunterschied des Mersbach-Niveau am Pfarrgartens und der Spilles-Schmiede.

Von einem Vorgängergebäude des Brauhauses ist wenig bekannt. Bei Regh wurde ein Vorgängergebäude erwähnt: in „Die Weingartener Gebäude 1829 und ihre Bewohner im 18. und 19. Jahrhundert“ heißt es: Nach den Angaben des Landeskonservators Rheinland als Vorgänger des heutigen Rheinischen Amtes für Denkmalpflege stammen die Gebäulichkeiten größtenteils aus dem 18. Jahrhundert. Sie hatten einen Vorgänger. Das "Nachbarbuch 1761/64" verzeichnet Philipp Schmitz als Eigentümer des Hauses "neben Herrn Pastoren Schmitz" ... usw.





© Copyright
Zur Startseite wingarden.de